Drohende Schließung der Rösrather Notdienstpraxis

Reform des ärztlichen Bereitschaftsdienstes

Bürgermeister Marcus Mombauer  (Bild: Scheuermeyer)
Bürgermeister Marcus Mombauer (Bild: Scheuermeyer)

Interview mit Bürgermeister Marcus Mombauer (MM)

RS:
Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) plant die Schließung zahlreicher Notdienstpraxen. Hiervon betroffen ist unter anderem unsere Notdienstpraxis in Rösrath.

MM:
Für die Rösrather Bevölkerung und mich sind weder die Entscheidung der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein noch deren Beweggründe nachvollziehbar.

RS:
Auch die Rösrather Ärzte setzen sich ja mit Nachdruck für einen Fortbestand der Notdienstpraxis in unserer Stadt ein. 

MM:
Genau! Die Rösrather Notdienstpraxis wurde 2003 eröffnet und wird seitdem von den Rösrather Bürgerinnen und Bürgern als örtliche ambulante Notfallversorgung sehr geschätzt. Aufgrund ihrer zentralen Lage, der kurzen Anfahrtswege und der kompetenten Hilfeleistung der diensthabenden Ärzte ist sie zentraler Bestandteil der ärztlichen Versorgung in unserem Stadtgebiet.

RS:
Die Kassenärztliche Vereinigung sagt ja, die nächstgelegene Notdienstpraxis sei auch künftig in einer vertretbaren Zeitspanne erreichbar.

MM:
Bezogen auf Rösrath trifft dies jedoch nicht zu! Es ist keineswegs  so, dass nach der Schließung der Rösrather Notdienstpraxis die nächstgelegene Praxis in einer vertretbaren Zeitspanne erreichbar sein wird. Im Rheinisch-Bergischen Kreis ist geplant, zukünftig nur noch die Notfallpraxis am Marienkrankenhaus (MKH) in Bergisch Gladbach zu betreiben. Der Weg von Rösrath zum Marienkrankenhaus ist für Notfälle völlig unzumutbar und patientenfeindlich, wie der Koordinator der Rösrather Notdienstpraxis, Dr. med. Förmer, zu Recht sagt. Dies gilt nicht nur für die älteren oder gehandicapten Menschen in unserer Stadt, die im Notfall auf eine zentrale Anlaufstelle in ihrer Nähe angewiesen sind.
Das Angebot eines ärztlichen Fahrdienstes vermag ebenfalls nicht zu überzeugen.

RS:
Als Argument für die Schließung wurde auch die Unwirtschaftlichkeit der Rösrather Notfallpraxis genannt.

MM:
Auch das wirtschaftliche Argument trifft für Rösrath nicht zu. Laut Dr. med. Förmer erwirtschaftet die Notfallpraxis in Rösrath sogar einen kleinen Überschuss!
Dies unterstreicht, dass die örtlichen Gegebenheiten bei der Entscheidung der Vertreterversammlung keinerlei Berücksichtigung gefunden haben und der Rotstift pauschal über das ganze Gebiet der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein angesetzt wurde.

RS:
Was möchten Sie erreichen?

MM:
Meine Erfahrung im Amt des Bürgermeisters ist, dass es Vorteile hat, wenn man miteinander spricht. Hier wird der Konflikt bisher leider ausschließlich über die Medien ausgetragen. Zu Gesprächen mit der Kassenärztlichen Vereinigung bin ich jederzeit bereit.
Abschließend fasse ich zusammen:
Im Sinne einer funktionierenden ambulanten ärztlichen Notfallversorgung für die Rösrather Bürgerinnen und Bürger muss die Notdienstpraxis weiterbetrieben werden. Dafür setze ich mich mit Nachdruck ein! Letzteres erscheint ohne weiteres möglich, da sich die Rösrather Ärzteschaft ebenfalls für den Erhalt der Notdienstpraxis einsetzt und diese angabegemäß bereits in der Vergangenheit kostenneutral betrieben werden konnte.
Die Entscheidung der Vertreterversammlung und der Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung sollte zurückgenommen und von einer Schließung der Rösrather Notdienstpraxis abgesehen werden!

RS:
Herr Mombauer, wir danken für dieses Gespräch!

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